URAUFFÜHRUNG

...und am 7. Strom liegt Onassis

eine theatrale Reiseführung durch Orte des Vergessens

 

Stück

DIE REISE
Vertrauen Sie sich dem Reiseführer Onassis, dem Helden aus anderen Zeiten an. Er nimmt Sie mit auf eine theatrale Reise durch inszenierte Räume und Szenarien.
Zuallererst müssen Sie durch den Tunnel der Erinnerungen, in dem sich ein unaufhörlicher Strom der Geschichten, Erinnerungsfetzen und Erlebnisfragmente bewegt. Wie einst die Menschen vom Fährmann über die Wasser des Styx gebracht werden mussten, so gilt es zuerst durch den Strom der Informationen hindurch zu gelangen. Bruchstückhaft und in rasendem Tempo scheint die Flut an Informationen vorbei zu strömen, treibt Sie voran, bis Sie endlich Erlösung finden in den Räumen des Vergessens, mit Verführung, Droge, Liebe und Tod. Sie sind rauschhaft beseelt und bebildert durch die Abenteuer großer Helden, voll Wonnen und Lüste, aber auch erstarrt vom Schrecken und der Schönheit des Todes.
Auf Ihren Wegen begegnen Sie der Erinnerungsverkäuferin, die Wachstafeln feilbietet, der Geschichte des ewig Vergesslichen und einem verlorengegangenen Menschen, der einsam per Telefon versucht jemanden zu erreichen. Doch egal welche Nummer sie wählt, keiner hebt ab - hat man sie vergessen? Am Schluss endlich gelangen Sie selbst an die Ufer Lethes ...

DAS VERGESSEN
In allen Kulturen hat man versucht, sich das Vergessen bildlich vorzustellen. Am bekanntesten wurde die Vorstellung der Griechen: "Lethe", der Strom des Vergessens. Berühmt ist auch die Vorstellung des Gedächtnisses als eine Wachstafel, ein im Altertum häufig genutztes Aufschreibegerät.
So sehr dem Vergessen der Schrecken des für immer Verlorenen anhaftet, so ist es oftmals erst die Bedingung zur schöpferischen Produktivität. Die am Fluss Lethe eintreffende Seele soll zunächst dem Durst widerstehen und von der Quelle des Erinnerns trinken und dann erst durch die Wasser Lethes das Vergessen erfahren. Denn erst dann wird der Mensch nach seiner Wiedergeburt auf vorherige Erfahrung und Erkenntnis aufbauen.

KUNST UND THEATER AN EINEM UNGEWÖHNLICHEN ORT
Im alten Umschlaggebäude der Post zog das theater-51grad.com mit diesem Projekt ein. Vier Bildende Künstler haben an diesem ungewöhnlichen Ort, verschiedene Aspekte des Themas in Rauminstallationen visualisiert. Für die kurze Zeit von drei Wochen erweckte das Theater diese "temporäre Ausstellung" mit darstellerischen Mitteln zum Leben und erschloss es in Form eines Prozessionstheaters dem Publikum.

Presse

Ort von Ekstase und Schrecken
In dem Stück "...und am 7. Strom liegt Onassis" gibt es viel wunderbar schrägen Humor zu erleben.

"Einmal Betreuung durch unseren Reiseleiter Onassis. Einmal Verführung und Verlockung. Einmal rituelle Waschung. Einmal Vergessen Ihres Alltags", verspricht das theater-51grad.com den Kunden seiner "theatralen Reiseführung". Versprechen kann man bekanntlich viel. Doch hinter dem mysteriösen Titel "...und am 7. Strom liegt Onassis" verbirgt sich tatsächlich ein staunenswertes Theaterexperiment für jedermann - also keineswegs nur für ein geübtes und von den üblichen Reizen gelangweiltes Publikum.
Gleichgültig, wie viel oder wie wenig man schon gesehen hat: Hier lernt man das Staunen.
Eine stillgelegte Briefumschlagstelle hat das Theater in einen Ort der Schrecken und der Ekstase verwandelt. Durch ein Labyrinth finsterer Gänge und gleißender Hallen gelangt man geradenwegs in die griechische Unterwelt, zum Fluss Lethe. Verloren wäre man hier ohne die Reiseleitung des Weltenwanderers Onassis; man schaue weg über seine Gelfrisur, ignoriere die Ouzofahne und gebe sich vertrauensvoll in seine Hand.
Er kennt die Wege des Erinnerns und Vergessens, weiß die Monster des Hades zu zähmen und vor dem Lockruf der Sirenen die Ohren zu verschließen. Denn namenlose Gefahren harren der Reisenden in diesen Sphären, in denen die Toten zu sprechen beginnen, Arme aus den Wänden wachsen und der Boden schwankt, während liebestolle Babylonier uns zum Dienst an der Göttin Mylitta rufen!
Das Projekt von Rosi Ulrich und Susanna Enk umkreist die Mythen des Vergessens in Schleifen und Volten, getragen von wunderbar schrägem Humor. Vier Künstler haben mit Installationen die Hallen der alten Post in Erinnerungstunnel verwandelt, in Kammern der rituellen Waschung, Räume des Todes und der Versuchung.
Fabelhafte Darsteller zudem - hervorgehoben sei Gabriella Weber, eine Höllenwächterin von Format und äußerst anrührend als "vergessener Mensch". Eine ebenso krude wie beglückende Mischung von Geisterbahn und Beschwörung des Lebens, Himmel- und Höllenfahrt, Begegnung mit den eigenen Ängsten und Sehnsüchten - und ein fulminanter Auftakt für das theater-51grad.com."
Kölner Stadt-Anzeiger, 26./27. April 2003

Fotos

Mit: Antje Mairich, Katrin Nowak, Gabriella Weber, Stefan Lehnen, Lars Oberhäuser, Bruno Vecchio

Idee/Konzept: Rosi Ulrich

Textfassung: Susanna Enk,
Rosi Ulrich

Regie: Susanna Enk

Rauminstallation: Ulrike Kaiser, Marianna Kulesza, Ivo Weber, Eberhard Weible

Wachstafeln: Kirsten Linder

Kostüme: Katrin Zeller

Dramaturgie: Rosi Ulrich

Produktionsleitung:
Bruno Vecchio

Assistenzen: Marion Bihler-Kerluku, Dagmar Lesiak, Eva Rathmann

Fotos: Eberhard Weible

Premiere 25.4.2003