URAUFFÜHRUNG

THE INFLUENCER

Cyber-Thriller um Macht und Einfluss

nominiert für den Kurt Hackenberg-Preis 2018

Stück

„Und was machen Sie so beruflich? Ach ich bin Blogger und Influencer“.

Bloggen, 6 Stunden am Tag, mindestens. Die 100.000 war schon eine magische Zahl, jetzt hat sie über 250.000 Follower. Sie ist ein Star, authentisch, kommunikativ und hat Einfluss auf ihre Freunde: was sie trägt, wollen auch ihre Abonnenten kaufen, was sie macht, interessiert jene auch. Und das lohnt sich: Das Influencer-Marketing boomt wie kaum ein anderes. Nichts mehr ist unmöglich, Menschen werden bezahlt, damit sie ihr Leben via Social Media für die Öffentlichkeit dokumentieren.

Eine schöne neue Welt, wenn da nicht jenes Treffen von den Big Five wäre, den fünf größten Konzernen. Der Tagungsort absolut geheim. Kein Beobachter zugelassen. Doch wir haben es geschafft, under-cover berichten wir live aus dem Zentrum der Macht und dem Kampf der Giganten. Eine sichere Quelle sagt, es gehe um nichts Geringeres als die Weltherrschaft.

THE INFLUENCER ist ein Cyber-Thriller um Macht und Einfluss, ein Kampf der Giganten, vergleichbar mit den Kräften mythologischer Geschichten. Verwoben mit der täglichen Arbeit einer Bloggerin, die um die Gunst ihrer Follower kämpft, fragt das Stück nach dem Einfluss der großen, globalen Mächte, den Welt-Konzernen, die verborgen im Hintergrund agieren. Ermöglichen die Toten auf dem blutigen Weg zur Weltherrschaft neue trendige Produkte, die die heile Welt noch bunter und schöner erscheinen lassen. Und: kann die Bloggerin mit ihrem neuem Bio-Smoothie den Hate-Speaches entgehen oder wird es den Bashern gelingen in ihr reale Leben einzudringen?

Presse

Ulrich siedelt das Stuck auf mehreren Ebenen an. Da gibt es die mythologische Geschichte um das Goldene Vlies, den Kampf einzelner Großkonzerne um die Weltmacht und eben das Einzelschicksal eines Madels, das doch nur ein paar „gesunde“ und „umweltvertragliche“ Produkte empfiehlt – bis es sich darauf einlasst, Aktienkaufe anzubiedern. Ulrich schreckt dabei vor den großen Themen nicht zuruck. Die Konzentration der wirtschaftlichen Macht auf immer weniger Konzerne, der schwindende Einfluss der Nationalstaaten, die Privatisierung der Militartechnik spielen hier genauso hinein wie das Treffen des Weltwirtschaftsforums in Davos, einer Versammlung von Machtigen, die sich selbstherrlich und ohne Legitimation um die Geschicke der Welt kummern.

Regisseurin Andrea Bleikamp mochte daraus einen „Cyber-Thriller“ mit einer Person und vielen Stimmen machen. Die Ausstattung des Saals in der Orangerie am Kolner Volksgarten ubernimmt Claus Stump. Am Kopfende ist die Tribune fur die Zuschauer aufgebaut, die bei der Urauffuhrung nahezu vollbesetzt ist. Davor mittig im Vordergrund ein Tisch mit Computer und ein paar Utensilien, die NatNike empfehlen wird. Links und rechts hinter ihr in der Lange nach hinten zwei aufgehangte Stangen, die mit bunten Kabeln umwickelt sind. Im Hintergrund die Projektionsflache, auf die Jens Standke das Bild des Monitors wirft, auf dem auch im Verlauf des Abends Anstieg und erbarmungsloser Abfall der Sympathie-Bekundungen angezeigt werden. Er sorgt auch fur die Videoprojektion eines imaginaren Sternenhimmels, in den auch schon mal Sternenbilder gezeichnet werden. Fur die – nachrangige – Musik und den elementaren Klang ist Sibin Vassilev zustandig. Elementar insofern, als Bleikamp nur die Bloggerin auf der Buhne auftreten und die ubrigen Stimmen aus dem Off einspielen lasst. Das klappt vorzuglich. Nicht weniger als neun Stimmen ubernehmen die Ebenen der Konzerne, die auf der „Weltbuhne“ belauscht werden oder die Geschichte Jasons und Medea erzahlen. Genau das ist ziemlich anstrengend, weil man permanent auf Leute horen muss, die man nicht sieht und nicht weiter zuordnen kann, aber genial im Genre- Ubergriff. Die Abgehobenheit und Anonymitat macht wutend, wahrend auf der Buhne das personliche Schicksal immer konkreter und erbarmlicher wird.

Wer glaubt, dass irgendwann ein paar Konzerne die Macht über uns haben, denkt nicht weit genug. Denn naturlich steht am Ende nur eine Macht. Und das ist die der privaten Militars, die die Welt letztlich ins Verderben stoßen. Deshalb ist auch egal, dass NatNike, die begeisterungswurdig in naturlicher Spielfreude und spaterer Verzweiflung von Asta Nechajute dargestellt wird, irgendwann aufhort, ihre Gemeinde zum Bleiben aufzufordern – und unscheinbar von der Spielflache verschwindet. Die Stimmen aus dem Off sind wunderbar ausgewahlt und sehr differenziert vorgetragen. Auf der Seite von 51 Grad sind die neun Namen aufgefuhrt, die zu den Stimmen gehoren.

Nach so vielen Wahrheiten, mythologischen Einstreuungen und so wenig Zukunftsaussicht ist das Publikum nach 80 Minuten erschopft, aber begeistert. Redlich gibt es sich Muhe, so lange wie moglich zu applaudieren. Es gibt Folgevorstellungen und hoffentlich viele Einladungen an andere Buhnen. Denn dieses Stuck ist das eindrucksvollste, was in diesem Jahr zu erleben gewesen sein dürfte.
(Michael S. Zerban in on-ton.online 15.11.2018)

In einer virtuosen Abwärtsspirale trudelt die Handlung geradewegs in ein Katastrophenszenario, bei dem Analogien zur heutigen Weltlage pointiert und stimmig dem Zuschauer nahe gebracht werden. Zweifelhafte Konzern-Deals und Praktiken um die Kontrolle der weltweiten Lebensmittelproduktionen, künstliche Intelligenz im Einsatz gegen Mensch und Natur, riskante Finanz- und Börsenspekulationen und die Auslagerung von Militär- und Sicherheitsapparaten in private Hände, das alles kommt einem sehr vertraut vor. In ihrem Cyber-Thriller gelingt den Machern das Kunststück, diese komplexen Sachverhalte in griffige Handlungselemente zu packen, bei dem sich die hörspielartige Ausgangslage nicht zuletzt durch Asta Nechajutes prägnantes Spiel in eine eindringliche Theatererfahrung verwandelt.
(Norbert Raffelsiefen in Kölner StadtAnzeiger 29.11.2018)

Die Verlagerung des Kriegs der Konzerne ins Akustische verdeutlicht zudem deren Un(an)greifbarkeit. Die Parallelisierung mit dem Diebstahl Jasons schließlich verleiht dem Kampf obendrein eine mythologische zeitlose Komponente. Eine finale Erkenntnis, die dann doch stutzig macht.
(Hans-Christoph Zimmermann in Choices 12.2018)

Video

HÖRBEISPIEL

 

HÖRBEISPIEL

Fotos

Textauszug

Unendliche Weiten, dunkle Tiefen und dazwischen glitzernde Punkte, das ist der Himmel bei Nacht. Weit entfernt, unerreichbar schimmern die Sterne, ziehen ihre Bahnen. Eine eigene mit Mythen und Göttern verbundene Welt ist dieses Universum über uns.

Und doch: In diesen übermenschlichen Weiten findet sich alles Menschliche. Geschichten von Hass, Eifersucht und Gier. Denn auch den Göttern sind Leidenschaft, Neid, Machtgier, Hingabe und andere sehr menschliche Regungen nicht fremd.

 

mit:
Asta Nechajute

Stimmen:
Oliver Schnelker, Kai Hufnagel, Miriam Pauli, Max Landgrebe,
Elmira Bahrami, Patrick Khatami, Mareile Metzer, Ilka Teichmüller, David Fischer

Regie:
Andrea Bleikamp

Konzept, Text & Dramaturgie:
Rosi Ulrich

Ausstattung:
Claus Stump

Musik/Sound:
Sibin Vassilev

Video:
Jens Standke

Technik:
Jens Kuklik

PR & Öffentlichkeitsarbeit:
neurohr & andrä

Fotos:
MEYER ORIGINALS

Termine:
PR 15. November 2018, 20 h
16./17. Nov. 2018, 20 h
18. Nov. 2018, 18 h

29. Nov.- 1. Dez 2018, 20 h
2. Dez. 2018, 18 h
Orangerie, Theater im Volksgarten
Volksgartenstr. 25
Res: 0221 952 27 08
info@orangerie-theater.de