URAUFFÜHRUNG - Nominiert zum Kölner Theaterpreis 2010
Seegang ins Ungewisse
eine theatrale Reise zu Fuß und in Booten
ein Theaterprojekt, das die Fluchtbewegung vom afrikanischen Kontinent übers Wasser nach Europa fokussiert.
Stück
SEEGANG INS UNGEWISSE verknüpft aktuelle Fluchtbewegungen mit Bezügen zu Flüchtlingen aus anderen Zeiten. Beispielsweise begegnen dem Zuschauer im Prolog "Der Strasse der Toten & Vertriebenen" bekannte und namenlose Flüchtlingen der Menschheitsgeschichte, der Europa aus der griechischen Mythologie oder der Medea von Anouilh.
In einer interaktiven Performance, in der das Publikum sich zusammen mit den SpielerInnen auf die Flucht begibt, entsteht am Kalscheurer Weiher ein Begegnungsraum, in dem die Grenzen Europas im doppelten Sinne ins Wanken geraten, ebenso wie das Verhältnis zwischen Gesetz, (Menschen-)Rechten und Gerechtigkeit.
Presse
"Das Stück beginnt wie ein harmloser Spaziergang auf dem Uferweg. Links und rechts auf der 'Straße der Toten und Vertriebenen' stehen Gedenksteine ... Die Zuschauer werden zu Teilnehmern der Performance und selbst zu Flüchtlingen. Wir verlassen die Straße ... die Lage spitzt sich zu, wir müssen uns quer durch den Wald schlagen. Soldaten schneiden den Weg ab. Spätestens jetzt fühlt man sich verblüffend realistisch bedroht und gehetzt. Eine Frau beginnt zu weinen. An der Grenze angekommen, stehen wir vor dem nächsten Problem. Denn hier sprechen alle eine unverständliche Fantasiesprache. Das Publikum ist gegen Ende der zwei Stunden zu einer Art Schicksalsgemeinschaft zusammengewachsen, es wird gelacht und spontan gegen Unrecht demonstriert. Dem emotionalen Sturm, den die Regisseurinnen Charlott Dahmen und Karin Frommhagen mit Dramaturgin Rosi Ulrich und ihrem jungen Ensemble entfachen, kann man sich nicht entziehen. Dieser interaktiven aufwenidg eingerichteten Performance gelingt es mit simplen theatralen Mitteln, eine Erfahrung nachfühlbar zu machen und Gedanken anzustoßen." (Kölner Stadt-Anzeiger, 30. Juni 2010)
"tiekginiE dnu tcheR dnu tiehierF ... Haben Sie schon einmal versucht unsere Nationalhymne rückwärts zu singen? Wenn nicht, können sie es jetzt am Kalscheurer Weiher lernen. Ein wenig unter Zwang zwar - aber Sie sollen ja auch ein Gefühl dafür entwickeln, wie es Flüchtlingen geht, die plötzlich mit einer fremden Sprache und einer stringenten Bürokratie konfrontiert werden. Und wenn Sie sich darauf einlassen, dann wird dieser Seegang ins Ungewisse auch zu einem erhellenden Ausflug in die eigene Befindlichkeit.
... Dann lösen scih plötzlich die emphatischen Schauspieler aus dem Zuschauertross, werden zu Schleppern. Das Publikum findet sich in der Rolle von Flüchtlingen wieder, die nun am Ufer entlang getrieben werden. In Richtung des am Horizont erscheinenden Europa. Der Ton wird immer rauer. Spiel und Ernst scheinen sich zu vermischen. Man ertappt sich dabei, aufzumucken, um dann doch das grausame Spiel mitzuspielen. ... Selten hat Theater gleichzeitig so die Sinne und den Verstand berührt." (Kölnische Rundschau, 6.Juli 2010)
Fotos
Eine Produktion von in:takt e.V. in Koproduktion mit theater-51grad.com, in Kooperation mit Freihandelszone - ensemblenetzwerk köln, PRO ASYL, dem Kölner Flüchtlingsrat, amnesty international und kein mensch ist illegal.
Gezeigt im Rahmen des internationalen Festivals "Sommerblut".
mit: Adrian Kohlert / Aleksej Urev / Christoph Bechel / Claus Reichel / Daniel Heyen / Dragan Sakotic / Fatima Ahmed / Güler Kilagöz / Hanna Kunas / Hiwa Nouri / Janis Post / Katrin Platzner / Lilia A. / Mary Njoki Sarwse / Meike Mayer / Michaela Tillmann / Nina Drolsbach / Ricky van Wickern / Roland Werning / Sabine Schnitzler / Sabine Tobie / Selam Keleta
Konzept/Regie:
Charlott Dahmen & Karin Frommhagen
Dramaturgie:
Rosi Ulrich
Text:
Rosi Ulrich / Tania Bezzenberger
Kostüme: Karla Leisen, Lilia A. & Ensemble
Bühnenbild:
Silke Lilienthal & Ensemble
Hörspiel:
Ralph Lennartz
Licht:
Karla Leisen
Installation:
Ruth Spätling
Grafik/Layout:
Silke Lilienthal
Premiere: 19.10.2010