URAUFFÜHRUNG

kidnap someone and make him happy

ein nächtliches Märchen

Stück

spielt in den Rahmenbedingungen realen Lebens: nachts in einer Bar. Hier treffen sie sich, Che, der charmante Barmann, Antonia, die Frau an der Bar, und Gerd, der egomanische Künstler. Magisch angezogen von der Musik des DJ versuchen sie der allnächtlichen Ein-Samkeit zu entrinnen und berauschen sich am Alkohol und den ersehnten Versprechungen erfüllter Gemein-Samkeit. Allnächtlich begehen sie ihre Rituale der Flucht, doch das Ende scheint zwanghaft vorgeschrieben in der Endlosschleife der kommenden Nacht zu landen. Doch eines Abends tritt ein engelähnliches Wesen ein, Vanessa.

kidnap someone and make him happy beschäftigt sich mit dem Thema Einsamkeit in der modernen urbanen Gesellschaft. Die Auflösung der Familienstrukturen in den westlichen Industrienationen, die kompromisslosen Arbeits- und Karrierewelten, das Diktat des Self-Made-Mans und seines Selbstverwirklichungsdrangs, die Austauschbarkeit der Partner in Beruf und Leben haben den Menschen inmitten der städtischen Masse von den früheren Bindungen isoliert. Diese Vereinzelung wird als Verlust erlebt. Der Mensch fühlt sich einsam, und das obwohl er durch die modernen Kommunikationsmöglichkeiten ein Überangebot an Kontakten zur Verfügung hätte. Emotionalität wird als Schwäche angesehen, deshalb darf man dem Verlust von Bindung nicht nachtrauern. In den Pflichtzusammenhängen der modernen Gesellschaft tritt der Mensch beständig und zwanghaft in Kommunikation. Ohne Termine und Kommunikation ist der Mensch ein Nichts. Unausgefüllte Freizeit wird zum Problem. Die Beschäftigung mit sich selbst ist unmöglich, Langeweile wird als Einsamkeit empfunden und löst Panik aus. Was tun mit sich - inmitten der Großstadt, umgeben von Tausenden von Menschen und doch verloren in der Masse.

Was sucht der Mensch, wenn er der Einsamkeit zu entfliehen versucht? Einen Partner zum Reden oder fürs Leben, Sex, eine emotionale Bindung, einfach nur Unterhaltung oder eine Bühne für das eigene Ego?

kidnap someone and make him happy spielt in einer Bar. Der Zuschauer wird von der Atmosphäre hineingesogen. Mit dieser Produktion setzt das theater-51grad.com die konzeptionelle Auseinandersetzung, mit aktuellen Themen und deren experimental-formalen Umsetzung fort. Dabei geht es um die Unmittelbarkeit von Theatererlebnis, um Spontanität, Authentizität und das Aufbrechen von Sehgewohnheiten. Der authentische Ort, die Bar, erlaubt neue Formen der interaktiven Kommunikation. Jeder Abend ist einzigartig und nicht reproduzierbar - wie das Leben selbst.

Presse

"Dramaturgin Rosi Ulrich hat neue Kokons ausgemacht: Bars, in denen sich schicke Singles umschwirren auf der Suche nach Gemeinsamkeit. ... Auf einem Barhocker hängt Gerd (cool: Katrin Brockmann) über einem Glas Wein, während Antonia Martinis versucht, mit dem DJ zu flirten, und wie eine Katze am Tresen entlangstreift, hinter dem der Barkeeper Che auf einem Zahnstocher kaut und seine Gäste betrachtet. Kommunikation gelingt hier nicht, ab und zu wird ein wenig getanzt. Nur die von Natascha Bub mit trunkener Grandezza gespielte Antonia spricht in vereinzelten, traurigen Monologen von ihrem fragilen Inneren. Erst ein neuer Gast vermag das nächtliche Einerlei aufzubrechen. ... Ein Theaterabend wie eine Versuchsanordnung, die interessante Einblicke liefert in einsame Seelen und das Vorurteil bestätigt, dass Orte wie diese eben keine geeigneten Börsen für tiefergehende Kontakte sind." Kölnische Rundschau, 16. Mai 2008

Fotos

Mit: Annekathrin Bach,
Katrin Brockmann,
Natascha Bub,
Franziska Dick,
Lars Oberhäuser
DJ: Bruno

Regie: Eva Maria Baumeister

Co-Regie/Texte:
Daniela Dröscher

Kostüm: Philine Rinnert

Musikkonzept: Bruno Vecchio

Choreografie: Yui Kawaguchi

Video: Ines Dehnel

Dramaturgie: Rosi Ulrich

Tonstudio:
Hydra Productions

Premiere 15.5.2008