URAUFFÜHRUNG
format BLACKBOX:
Neue Musik Theater im Zeitalter der digitalen Überwachung
"In ihrer unaufgeregten und dennoch wütend wirkenden Konsequenz ist format BLACKBOX eine herausragende und wegweisende Musiktheaterarbeit." (theater pur 03/2016)
Cyber-Märchen für Schauspieler, Musiker, Elektronik, Video, Rechner, Datentracking und KI.
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Stück
Wir befinden uns auf der Reise in die Welt der digitalen Kontrollsysteme. Kritische Stimmen sind verstummt und längst ist es nicht mehr der Staat, der Interesse an den Daten zeigt, vielmehr sind es Unternehmen, Geheimdienste, unidentifizierbare organisationen und Rechenzentren. Die Auswertung von Big Data übernehmen Algorithmen und Programme mit Künstlicher Intelligenz, wie AdamA, eine vielgesichtige KI. Er ist fürsorglich und unauffällig, er analysiert und ordnet die Ereignisse, er klärt Krisen auf, bevor der Mensch sie überhaupt erkennt. Seine Geschwindigkeit ist überzeugend, seine Quellen nicht durchschaubar. Doch sein Ziel ist klar: Optimierung! Kann der Mensch sich in diesem System behaupten?
Schon längst hat die Realität die Science Fiction Romane über totalitäre Überwachungssysteme, wie z.B. in Georg Orwell’s „1984“ beschrieben, überholt. Heute geben die Menschen freiwillig ihre digitalen Daten preis, weil es cool ist in sozialen Netzwerken präsent zu sein und weil Produkte im Online-Shop billiger sind. Und längst ist es nicht mehr nur der Staat, der Interesse an den Daten zeigt, vielmehr sind es unzählige Unternehmen, Lobbyisten, Geheimdienste und unidentifizierbare Organisationen, Algorithmen und Rechenzentren.
Die Überwachung ist abstrakt geworden. Das klassische Kamerabild oder das gesprochene / geschriebene Wort als Objekt der Überwachung wirken antiquiert. Die gesammelten Daten von Heute sind hochkomplex, geordnet in Koordinaten-Reihen, Zahlenkolonnen, Grafen und Klickverhalten, aus denen individuelle Bewegungsprofile und psychologische Verhaltensmuster abgeleitet werden. Die Auswertung der Daten übernehmen Algorithmen und Programme mit Künstlicher Intelligenz, deren Kapazitäten und Rechnergeschwindigkeiten erst die Evaluation dieser großen Datenmengen ermöglichen.
Presse
"Der Zuschauer ist tatsächlich in die Titel gebende Blackbox eingesperrt. Über die Projektionsfläche flimmern Buchstaben, Wörter, Zahlen, bunte, graphische Formen, Schlieren wie der Output einer gewaltigen sich selbst dienenden Maschine. ... „format blackbox“ ist eine merkwürdig stringente Anti-Utopie, die ... mit dem Aufklärungs- und Veränderungsfuror und der Sachlichkeit eines Rechercheprojektes daherkommt, ein fast klassisch ins Monströse getriebenes Zerrbild der Informationsgesellschaft, dessen Qualität sich auch darin äußert, dass das Publikum am Ende erst mal – still ist." Andreas Falentin in: Die Deutsche Bühne, 21. Februar 2016
"Die haptische Präsenz der Musik verwahrt sich so gegen jeden Verdacht der Illustration. Mehr noch, sie suggeriert immer wieder, klangliches Substrat eben jener technologischen Prozesse zu sein, denen sie doch eigentlich erst entspringt. Das Ensemble Garage brilliert mit geradezu algorithmischer Präzision. Dass der Abend zugleich Assoziationen in alle dystopischen Richtungen freisetzt, versteht sich von selbst." Hans-Christoph Zimmermann in: Choices 03/2016
"Der Zuschauer sitzt in einer Box mit jeweils einem Schauspieler und drei Musikern und ist Maingardts Sounds genauso ausgeliefert wie der digitalen Videographie von Jens Standke, einem vielfarbigen Rauschen mit Zahlen- und Wortketten, Animationen und undeutbaren graphischen Mustern. Darauf setzt Rosi Ulrich, Dramaturgin, Autorin, Herz und Hirn von theater-51grad angerissene, von Angstvisionen und Träumen konterkarierte Geschichten. ... In ihrer unaufgeregten und dennoch wütend wirkenden Konsequenz ist format BLACKBOX: eine herausragende und wegweisende Musiktheaterarbeit." Andreas Falentin in: Theater Pur online 02/2016
"... grandiose Videoinstallation: Jens Standke. Maingardts Komposition durchzieht ein Rauschen, Brummen und Pfeifen bis an die Schmerzgrenze. ... Die Textpassagen bleiben leider weit dahinter zurück." Henriette Westphal in: Kölnische Rundschau 20.2.16
Video
Fotos
Textauszug
Ich kann die Unterschrift perfekt schreiben, habe meinen Namen und die persönlichen Daten auswendig gelernt.
Identic profile!
This is our man! Check the latest activities of his mobile.
Ich habe meine SIM-Karte gewechselt, ständig. Die SIM-Karte hier ist neu. Ich hab sie nur ein Mal benutzt. „Mutter ich komme, ich liebe dich. Mo.“ hab ich geschrieben. ...
Scheiße warum „Mohammad“, wenn ich doch Christian heiße und warum Mutter?“
IMIE: 305475275947345 is Fatima Pachlavi, female, 42, Iran, Asylum in Germany, Hamburg.
Aber das kriegen die doch nicht raus – ich schmeiß die SIM-Karte sofort weg und alles ist gut – ich kauf mir eine neue, wenn ich ankomme und dann melde ich mich wieder. Ja, genau, es kann nichts passieren. Es kann nichts passieren, nein, nichts ...
Mohammad Pachlavi, 19, the youngest son.
No military service.
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Aktuell gibt es zwei brandneue Kreationen, die AdamA gerade erst vor 20 Minuten für Sie aufgelegt hat.
Das Paket ist eine Kombination aus einer Wette auf fallende Kurse des Flugzeugherstellers Bong Airways und eine Kaufempfehlung für Freeconductor.
Sie sehen AdamA muss extrem hochwertige Quellen haben, denn über die normalen Newsticker lässt sich bei beiden Konzernen keine signifikante Veränderung feststellen.
Welche Informationen hat er die ich nicht habe? Soll ich kaufen?
Der Kauf von Freeconductor hat dagegen eine Kaufzeitempfehlung von drei Tagen. Doch auch hier gilt: schnell zuschlagen, bevor sie dazu nicht mehr in der Lage sind.
Nennen Sie mir Ihren Einsatz. Geben Sie mir vollen Zugang zu Ihren persönlichen Daten und AdamA wird Sie glücklich machen.
Ich muss nachdenken - und der Typ hier neben mir macht mich ganz verrückt mit seiner Unruhe.
Ihr Geld in meinen Händen macht Ihren Reichtum.
Da ist irgendwas im Gang, aber was. Ich bring das nicht zusammen. Es läuft eine Wette gegen die Fluggesellschaft, in deren Flugzeug ich gerade sitze und die Aktien der Firma, für die ich arbeite und mit der ich gerade Stress habe, steigen.
...
Artificial System: Intelligence Service for AdamA. Wir brauchen Informationen.
Adam A: AdamA hat verstanden.
Artificial System: Liefern Sie Informationen. Jede Information ist wichtig.
Adam A: Ok. verstanden.
Artificial System: Vieles von dem, was hier getan werden muss, muss im Stillen
AdamA: On Secret Places
Artificial System: und ohne Diskussionen
AdamA: In Silent Chats
Artificial System: getan werden und, indem Quellen
AdamA: Using Secret Codes
Artificial System: und Methoden
AdamA: And Secret Methods
Artificial System: genutzt werden, die für unsere Secret Services
AdamA: Secret Services
Artificial System: verfügbar sind.
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Warum. Warum kann ich mich nicht erinnern. Es fällt mir nicht ein. Ich müsste es wissen – JA. Aber es fällt mir nicht ein. Ich kann mich nicht konzentrieren.
Warum
Ich schreie. Meine Augen tränen. Mein Körper ist taub. Ich schreie. Aus meinen Augen strömen die Tränen, ein Strom.
Es scheint als würde ich zu einem weit weit entfernten Ziel fliegen.
Mit jeder Minute, die vorbei geht, fühle ich mich hilfloser, ausgelieferter.
Mein Körper ist taub und gefühllos.
Ich will nur eins: ankommen, egal wo! Jeder Ort wird besser sein als dieser Zustand.
Ich schreie, schreie und schreie und schreie.
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Ich schau der Frau neben mir in die Augen – so viele Fragen, Angst und so viel helles Licht.
Der Typ neben mir sieht mich an, fragend, doch dann ist da nur noch ein heller Blitz.
Ich kann nichts sehen, so hell, gleißend weiß, so hell, reißt mich fort, rasend schnell, grelles Licht reißt mich fort, so schnell - so laut.
Alles fliegt davon, zerrissen, explodiert, auseinandergerissen in einem riesigen grellen Blitz.
Eine Produktion des theater-51grad.com, in Kooperation mit Freihandelszone - ensemblenetzwerk köln, dem Studio für Elektronische Musik an der HfMT Köln und ON - Neue Musik Köln
gefördert durch: Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Kulturamt der Stadt Köln
mit:
Karin Kettling
Kai Hufnagel
Ensemble Garage
Liz Hirst
Annegret Mayer-Lindenberg
Yuka Ohta
Frank Riedel
Malgorzata Walentynowicz
als Gast:
Constantin Herzog
Komposition:
Sergej Maingardt
Video:
Jens Standke
Text & Dramaturgie:
Rosi Ulrich
Kostüm:
Irina Bollig
Technik:
Christoph Wedi
PR & Öffentlichkeitsarbeit:
neurohr & andrä
(gespielt 2016:
Isis Krüger, Daniel Berger)
Fotos:
MEYER ORIGINALS
Termine:
PR: 18.2.2016
7. + 8.5.2016, 20 h
2. - 4.3.2017, 20 h
FWT, Köln