URAUFFÜHRUNG
BLUR - 6 Miniaturen zur Unschärfe
EINE THEATRALE MUSIK-SKULPTUR von Sergej Maingardt, Jens Standke und Rosi Ulrich
™2.6]Paralyzed_PSYCHOLOGIE
Jeder glaubt, dass alle anderen daran glauben, während in Wirklichkeit keiner daran glaubt
Link zur Übersicht der Reihe BLUR
und Links zu den einzelnen Miniaturen:
™1.6]DELTAx_PHYSIK / ™2.6]Paralyzed_PSYCHOLOGIE
™3.6]HypeReal_FOTOGRAFIE / ™4.6]UND:ODER:NICHT_FUZZY LOGIC
™5.6]Smart Factory_WIRTSCHAFT / ™6.6]Souveräne Unschärfe_POLITIK
Stück
Wir befinden uns in einer mehrdeutigen, schwer einschätzbaren Situation, die Beobachtung der Anderen ergibt keinen Hinweis auf das richtige Verhalten. Eine Fehlinterpretation, ein Fehlverhalten, ist durchaus wahrscheinlich. Immer noch suchen die Menschen nach Wahrheit, ringen mit ihr, halten an ihr fest. Sie verteidigen sie und am Ende verzweifeln sie an den vielfältigen Gesichtern dieser Wahrheit, die sich Geschichte nennt und doch nur Politik ist.
Es scheint keine kausalen Beziehungen mehr zu geben – nur noch einzelne diskrete Ereignisse, die in den Gehirnen zur kontinuierlichen Linie zusammengefügt werden. Diese Reihe von historischen Ereignissen formiert sich zu einer katastrophalen Bewegung, die die Menschen fortreißt, um sie am Ende in einer ungewissen Zukunft wieder auszuspucken.
Je länger wir die verblasste Fotografie, die ein Bild dieser Vergangenheit sein soll, betrachten, desto weniger scheinen wir zu erkennen. Denn erst durch die Fotografie selbst kam die Unschärfe ins Bild: diese Idee einer subjektiven Wahrnehmung, einer Lücke zwischen zwei stabilen Zuständen, dem Abbild des Nicht-Zeigbaren.
In dieser Lücke, dieser uneindeutigen, schwer einschätzbaren Situation, trifft es die vagen Menschen, die aufgrund der großen Verunsicherung zu keiner moralischen Erkenntnis und keiner ethischen Bewertung der Situation zu gelangen vermögen. Gehen wir den Ursprüngen auf den Grund und folgen den Beweggründen. Viele tausend Male betrachten wir die Bilder dieses einen unerhörten Ereignisses und erkennen doch keinen sinnvollen Handlungsansatz, nichts was von elementarem Wert zeugen könnte. Gleich jenes Bildes einer verunsicherten Masse von Menschen, die inmitten eines überbuchten Flugzeugs einer großen Schärfe in der Umsetzung von kommerziellen und politischen Interessen gegenüber steht. Ein unsichtbares, aber eindeutig definiertes Ziel der Profitmaximierung scheint hier verfolgt zu werden. Aber die Frage, ob aus diesem Dilemma sich eine Souveräne Unschärfe ableiten lässt, wird erst in der Zukunft beantwortet, in einer Zukunft, in der Welle und Teilchen, Beobachter und Akteur zu einem Dritten verschmelzen wird.
Presse
Etwas konkreter widmete sich der zweite Teil des Abends, die musikalische Performance „Paralyzed_PSYCHOLOGIE“, einem Ereignis jüngerer Vergangenheit, das Paulo Álvares am Flügel in der Komposition von Sergej Maingardt interpretiert. So stand hier ein Übergriff privater Security-Kräfte der Fluglinie United Airlines im Mittelpunkt, die im April diesen Jahres einen Fluggast mit brutalen Methoden aus einem aufgrund eigener Fehler überbelegten Flugzeugs beförderten.
Die Töne, die der Komponist Sergej Maingardt für den Übergriff findet, sind dem Anlass entsprechend rabiat, atonal und gleichen ihrerseits einem enervierenden Gewaltakt in musikalischer Form. Hier wird das Hören zu einem ähnlich aufwühlenden Prozess wie die immer wiederkehrenden Bilder des Vorfalls selbst, dessen Aufzeichnungen über das Video-Firmament flimmerten. So steht nicht nur die Frage nach vermeintlicher „Realität“ im Zentrum des Abends, sondern auch die Frage, ob die Abwesenheit klarer Trennlinien von wahr und unwahr auch eine Abwesenheit moralischer Prinzipien bedeuten muss. (Robert Cherkowski in Choices 11/17)
Video
360° - Video - zum Bewegen: gehaltenen Curser über das Bild ziehen
TRAILER
Fotos
Textauszug
Keiner sagt was, keiner greift ein
Also das macht man hier so.
das ist doch lächerlich –
aber ich bin jetzt nicht der Erste, der den Kopf hinhält,
da sind so viele andere, da muss doch nicht ich ...
die waren vor mir da, die wissen was wirklich passiert ist
und ... was soll ich denn sagen oder tun?
Eine Produktion des theater-51grad.com, in Kooperation mit Freihandelszone - ensemblenetzwerk köln
gefördert durch: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Kulturamt der Stadt Köln
mit:
Fabian Ringel
Flügel:
Paulo Àlvares
Stimmen:
Oliver Schnelker
Künstlerische Leitung:
Komposition/Musik:
Sergej Maingardt
Videokunst:
Jens Standke
Rosi Ulrich
Andrea Bleikamp
Kostüm:
Claus Stump
Kostümanfertigung:
Andrea Uebel
Produktionsleitung:
Hannah Greve
Technik:
Jens Kuklik
PR & Öffentlichkeitsarbeit:
neurohr & andrä
Nach einem Essay von
Dipl.-Psych. Karin Duda-Kirchhof & Dipl.-Psych. Dr. Oliver Kirchhof
Termine:
09./10./11./12.11.2017, 20 h
orangerie theater im volksgarten
Res: 0221 952 27 08
info@orangerie-theater.de